Wien. Eine Erkrankung, ein Unfall, gesetzliche Rahmenbedingungen, oder einfach nur das Älterwerden, der Wunsch vorzusorgen. Oder auch andere Gründe führen dazu, das immer mehr Menschen oder Unternehmen sich diesem Thema widmen. Wie geht man an dieses große Thema heran um Behutsamkeit und Notwendigkeit unter ein Dach zu bringen?
Wie und wo findet man die passenden Hilfsmittel rund um Barrierefreiheit in Wohnung oder Haus, erst recht schon vorab die passende Beratung und das ganze österreichweit? Auch dann, wenn vorausblickend oder akut gröbere Umbauten anstehen – im privaten oder gewerblichen Bereich. Es (noch) nicht ein Rollator, Rollstuhl oder beispielsweise ein Pflegebett sein muss. Wir haben bei Christian Hochenburger, Geschäftsführer vom barrierefrei.center in Wien, nachgefragt, wie hier die Beratung funktioniert und was die Idee hinter seinem Geschäftsmodell ist.
Redaktion: Warum braucht es ein barrierefrei.center und was macht Ihr Unternehmen barrierefrei.center aus?
Hochenburger: Es ist schlicht eine Notwendigkeit. Aus eigener Betroffenheit und Erfahrung kann ich nach mehr als 20 Jahren bestätigen, dass es ohne umfassende Beratung für Lösungssuchende schwer möglich ist, die richtige Wahl zu treffen. Wenn Sie einen Rollator brauchen oder einfache Hilfsmittel, sind Sie bspw. in einem Sanitätshaus gut aufgehoben. Wenn Sie allerdings an Treppen im Haushalt, oder an ein barrierefreies Badezimmer denken, kommen verschiedenste Professionisten ins Spiel. Was ist der beste Treppenlift, wer hat den besten Service, auch an einem Sonntag wenn notwendig? Wie sind Haus, Wohnung und verschiedenste Räumlichkeiten am besten zu gestalten, sodass es die unterschiedlichsten Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden erfüllt? Dazu kommt ein österreichweiter Förderdschungel.
Redaktion: Wie haben Betroffene bzw. Lösungssuchende bisher in diesem Dickicht Lösungen und Angebote gefunden?
Hochenburger: In dem die Betroffenen selber oder deren Angehörige sich auf die Suche gemacht haben. Mit viel Aufwand zahlreiche Unternehmen und Förderstellen kontaktiert haben. Vielfach mit immer wiederkehrenden Anläufen. Nicht immer sind hier Unternehmen dabei, welche auch die Barrierefreiheit-Kompetenz haben. Hierzu seriös beraten und ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Wenn Sie dann neben den privaten Bereichen auch an Hotels, Restaurants usw. denken, welche umbauen müss(t)en oder wollen, kommen noch hier noch die ganzen gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Barrierefreiheit dazu.
Redaktion: Was macht das barrierefrei.center besser oder was können Sie anbieten?
Hochenburger: Wie arbeiten sehr eng mit dem Verein „Barrierefreies Leben & Wohnen in Österreich“ (barrierefrei-beratung.at, Linz) zusammen. Wir bieten österreichweit eine kostenlose Erstberatung an und sind auf Wunsch auch direkt vor Ort bei Betroffenen bzw. Lösungssuchenden oder deren Angehörigen – ebenfalls österreichweit. Unsere Partner sind absolute Experten. Unabhängig von Dienstleistungs- oder Produktangeboten auch in Sachen Baurecht oder bei gesetzlichen Rahmenbedingungen. Lösungen sind immer individuell. In vielen Fällen ist Sensibilität und viel, sehr viel Erfahrung notwendig. Entweder der Betroffenen wegen, der vorhanden Gegebenheiten, oder weil Gesetz und Realität auch auseinanderklaffen können.
Redaktion: Was bedeutet kostenlose Erstberatung, wie kann man sich das vorstellen?
Hochenburger: Zwei Beispiele aus der Praxis. Ein Architekt ruft uns an und fragt, ob die Räumlichkeiten welche er gerade plant den gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Und – ob wir Verbesserungsvorschläge haben. Sofort ist man in diversen Themen drin. Wie sieht die Duschtasse aus, welche Art von Griffen und Duschhocker sind angedacht, höhenverstellbares Waschbecken? Wenn wir schon beim Bad sind, denken Sie an kleine Bäder im urbanen Bereich. Wenn hier umgebaut werden muss, braucht es meist eine Baufirma für die Türverbreiterung, dann Fliesenleger, Installateur, Maler, Elektriker usw. Nach Anforderungsprofil gibt es dann von uns als barrierefrei.center Empfehlungen zu verschiedenenen Experten oder Professionisten.
Redaktion: Inwieweit ist das Thema Förderungen für Ihre Kunden entscheidend und wie schwer ist es sich hier zurechtzufinden?
Hochenburger: Alle Wegen führen nach Rom, aber welcher ist der Beste? Mit Förderungen ist es ähnlich. Viele Weg führen dorthin aber nicht immer findet man den besten Weg. Förderungen sind ein eigenes Kapitel, abhängig vom Alter, Bundesland manchmal sogar Bezirk oder Stadt, Versicherung(en). Unterschiedlichste Stellen und Ansprechpartner sind immer wieder herausfordernd. Im gewerblichen Bereich ist es wieder anders, vieles sind Individualförderungen oder Individualentscheidungen. Aufgrund unserer 20-jährigen Erfahrung können wir dennoch immer wieder weiterhelfen. Auch hier unterstützt uns der Verein „Barrierefreies Leben & Wohnen in Österreich“.
Redaktion: Was raten sie Betroffenen, Angehörigen, Unternehmen oder auch Gemeinden, was der erste Schritt sein sollte?
Hochenburger: Wir sind zwar nicht rund um die Uhr, aber sehr gut erreichbar. Eine Erstberatung per E-Mail, WhatsApp oder Telefon unkompliziert anzufordern, ist auch heute schon vielfach der erste Schritt. Es gibt bei uns bisher keinen Fall, wo wir keine Lösung oder zumindest eine weitere seriöse Beratung von (praxiserprobten) Experten empfehlen konnten. Seit 2023 arbeiten wir darüberhinaus am Aufbau von noch mehr persönlichen Beratungsstellen und Stützpunktpartnern in den Bundesländern. Diese Weiterentwicklung spiegelt sich bei zunehmenden Anfragen aus den Bundesländern bereits wider. Vorrangig werden Erstberatungen im Moment von Lösungssuchenden (proaktive Vorausplanung) sowie unmittelbar Betroffenen und deren Angehörigen genutzt.
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